Die Adventszeit hat für viele von uns etwas Beruhigendes. Draußen wird es ruhiger, drinnen sorgen Kerzen, Plätzchenduft und warme Lichter dafür, dass wir ein bisschen langsamer werden. Gerade als Mutter oder Vater sehnen wir uns dann oft nach Verbindung – nach Momenten, in denen wir als Familie zusammenrücken.
Gleichzeitig weiß ich, dass diese Wochen für viele Familien auch Herausforderungen mit sich bringen. Besonders dann, wenn ein Teenager mit im Haus lebt. Während wir uns Harmonie wünschen, stecken Jugendliche oft mitten in einem Gefühlschaos, brauchen Rückzug, Unabhängigkeit oder reagieren empfindlich auf Erwartungen von außen.
Manche Eltern erzählen mir von genervten Blicken, spontanen Stimmungswechseln oder dem Wunsch ihrer Kinder, sich lieber zurückzuziehen als an familiären Ritualen teilzunehmen. Das ist nicht ungewöhnlich – und vor allem kein Zeichen dafür, dass etwas „nicht stimmt“.
Es zeigt vor allem eines:
Pubertät macht auch vor Weihnachten nicht halt.
Und trotzdem kann diese Zeit richtig schön werden.
Warum Weihnachten für Teenager (und Eltern) so herausfordernd sein kann
Weihnachten ist eine Zeit voller Bilder und Erwartungen. Wir haben sie aus unserer Kindheit im Kopf, aus Filmen, aus Traditionen. Teenager dagegen leben im Hier und Jetzt – und in diesem „Jetzt“ ist die Pubertät oft ziemlich laut.
Viele Eltern erleben das so:
- Ihr Teenager wirkt gereizt oder überfordert.
- Er hat andere Vorstellungen davon, wie der Heiligabend ablaufen soll.
- Er ist enttäuscht, wenn ein bestimmtes Geschenk fehlt.
- Er möchte lieber im Zimmer sein als mitten im Familientrubel.
Das ist normal – und oft steckt hinter diesen Reaktionen kein Widerstand, sondern Überforderung, Unsicherheit oder der Wunsch nach Selbstbestimmung.
Mein Tipp:
Sprecht frühzeitig über Erwartungen.
Von beiden Seiten.
Ein kurzes Gespräch entschärft vieles und schafft Klarheit.
Selbstwirksamkeit: Ein Geschenk, das Teenagern guttut
Ich erlebe immer wieder, wie gut es Jugendlichen tut, wenn sie merken: „Ich kann etwas beitragen.“
Gerade in der Weihnachtszeit gibt es viele kleine und größere Aufgaben, die Teenagern das Gefühl geben, ernst genommen zu werden.
Mögliche Aufgaben:
- Beim Backen oder Kochen mitentscheiden
- Den Baum gestalten (auch wenn er dann eventuell nicht Pinterest-tauglich ist)
- Die Musik für den Abend auswählen
- Eine neue Tradition vorschlagen
- Verantwortung für ein kleines „Projekt“ übernehmen
Oft entstehen gerade bei solchen gemeinsamen Momenten die schönsten Gespräche – ganz nebenbei und ohne Druck.
Perfektion ist kein Weihnachtsgeschenk – Gelassenheit schon
Ich kenne viele Eltern, die sich rund um Weihnachten selbst enorm unter Druck setzen. Vielleicht kennst du diesen Gedanken auch: „Ich möchte, dass es für alle schön wird.“
Doch je mehr wir versuchen, alles perfekt zu machen, desto eher verlieren wir das Wesentliche aus dem Blick: unsere eigene Energie.
Frage dich deshalb ehrlich:
- Was tut mir gut?
- Was kann ich weglassen?
- Wo darf ich Erwartungen an mich selbst lockern?
Denn für deinen Teenager bist du am wertvollsten, wenn du echt und ansprechbar bist – nicht perfekt.
Der Nikolaustag als Chance: Wertschätzung statt Rute
Traditionell ist der Nikolaustag oft mit dem erhobenen Zeigefinger verbunden: Der Nikolaus lobt die braven Kinder – und weist auf all das hin, was nicht so gut lief. Gerade in Familien mit Teenagern führt das schnell zu Augenrollen, Genervtheit oder innerem Rückzug. Schließlich bekommen unsere Jugendlichen im Alltag schon genug gesagt, was sie „besser machen sollten“.
Doch genau deshalb lohnt es sich, den Spieß umzudrehen.
Nutze den Nikolaustag als Einladung, bewusst auf das Positive zu schauen. Die Pubertät ist anstrengend – körperlich, emotional und mental. Und trotzdem meistern unsere Jugendlichen unglaublich viel. Ein paar wertschätzende Worte wirken an diesem Tag oft stärker als jede pädagogische Rute:
„Ich sehe, wie sehr du dich entwickelst.“
„Ich finde es toll, wie du … geschafft hast.“
„Du kannst wirklich stolz auf dich sein.“
Solche Botschaften sind oft viel wertvoller als alles, was am Ende im Stiefel steckt – und stärken das, was in der Pubertät am meisten gebraucht wird: Beziehung, Vertrauen und gegenseitige Wärme.
Gemeinsame Erlebnisse – kleine Abenteuer für große Gefühle
(Vor-)Weihnachtszeit mit Teenagern bedeutet manchmal: weniger stille Nacht, mehr Action.
Jugendliche brauchen bewusst gesetzte Highlights, um wirklich in Stimmung zu kommen.
Das könnten sein:
- Rodeln oder Schlittschuhlaufen
- Ein Besuch in der Trampolin- oder Kletterhalle
- Ein Escape Room
- Eine winterliche Mini-Abenteuer-Tour
- Ein kleines Familienprojekt mit Spaßfaktor
Diese Momente schaffen Verbindung – und ganz natürliche Dopamin-Kicks.
Traditionen in Balance: Was bleibt, was darf sich verändern?
Viele Familien haben feste Abläufe zu Weihnachten. Manche sind geliebt, andere fühlen sich wie Pflichtprogramm an. Teenager können von zu viel Nähe, zu vielen Gesprächen und großen Runden schnell überfordert sein.
Hilfreich sind klare Absprachen:
- Welche Termine sind nicht verhandelbar?
- Wo gibt es Flexibilität?
- Wie lange muss dein Teenager mitmachen?
Oft reicht eine klare Zusage wie:
„Eine Stunde Familie, danach darfst du dich zurückziehen.“
Das entspannt alle Beteiligten.
Wenn Teenager sich zurückziehen – und warum das völlig okay ist
Was Erwachsene als „unhöflich“ interpretieren, ist in der Pubertät oft Selbstschutz.
Wenn Teenager kurz rausgehen, das Handy checken oder einfach mal atmen wollen, ist das kein Zeichen von Desinteresse – sondern ein Zeichen dafür, dass sie ihre Grenzen kennen.
Wenn wir diese Pausen erlauben, verhindern wir Eskalationen, Missverständnisse und unnötige Konflikte.
Gemeinsam Gutes tun – ein Ritual, das verbindet
Teenager haben oft ein starkes Gespür für Fairness, Umweltschutz oder soziale Verantwortung. Die Weihnachtszeit ist eine gute Gelegenheit, dieses Engagement gemeinsam aufzugreifen – ohne Druck, sondern als kleines Familienritual, das Sinn stiftet und euch näherbringt.
Das kann ganz unterschiedlich aussehen:
- Eine kleine Spende auswählen:
Vielleicht sucht sich dein Teenager eine Organisation aus, die ihm wirklich wichtig ist – etwa der Tierschutzverein oder ein Projekt für Kinder. Gemeinsam zu entscheiden, wohin das Geld geht, stärkt das Gefühl, etwas bewirken zu können. - Eine Wunschzettel-Aktion unterstützen:
Ein Geschenk für ein fremdes Kind zu besorgen und gemeinsam einzupacken, ist oft überraschend berührend – auch für Jugendliche, die sonst wenig über Gefühle sprechen. - Zeit schenken statt Dinge:
Ein Nachmittag im Tierheim, ein kurzer Einsatz bei der Tafel oder Hilfe in der Nachbarschaft zeigt deinem Teenager: „Ich kann etwas Gutes tun, und es zählt.“ - Ein kleines Umweltprojekt:
Müllsammeln im Wald oder nachhaltige DIY-Geschenke – viele Jugendliche mögen es, wenn Aktionen zu ihren Werten passen.
Solche Momente schaffen echte Verbindung. Ihr tut gemeinsam etwas Sinnvolles und erlebt nebenbei kleine Gespräche, Teamwork und Nähe – ohne dass es künstlich oder aufgesetzt wirkt.
Fazit: Weihnachten mit Teenager kann entspannter sein, als du denkst
Wenn wir
- offen über Erwartungen sprechen,
- Perfektion loslassen,
- Teenager einbeziehen,
- ihre Bedürfnisse ernst nehmen
- und liebevoll mit uns selbst umgehen,
dann kann die Weihnachtszeit trotz Pubertät eine warme, nahbare und echte Zeit werden.
Eine Zeit, die verbindet.
Eine Zeit, die im Gedächtnis bleibt.
Du wünschst dir mehr Leichtigkeit im Alltag mit deinem Teenager?
Wenn du das Gefühl hast, festzustecken oder dir mehr Gelassenheit und Orientierung wünschst, schreib mir einfach. Gemeinsam finden wir heraus, was eure Situation entlasten kann.
